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04.06.2024
Vernetzung Offener Ateliers in Baden-Württemberg. Neue Web-Karte
Podiumsdiskussion am 28.6. auf dem Fest für Outsider Art in NürtingenWie das Heidelberger Prinzhorn-Museum in einer Pressemitteilung von Mai schreibt, gibt es in Deutschland viele sogenannte Offene Ateliers, d.h. betreute Kreativwerkstätten für Menschen mit Psychiatrieerfahrung und/oder kognitiver Beeinträchtigung. Seit den 1960er Jahren ist ihre Zahl gewachsen. Hier soll das künstlerische Talent von Menschen mit Assistenzbedarf gefördert werden. Zu wenig seien die Einrichtungen aber in der Öffentlichkeit sichtbar. Für interessierte Künstler*innen, Kunstliebhaber*innen oder Kurator*innen sei es nur schwer möglich, sich einen Überblick zu verschaffen. Das Projekt „Vernetzung offener Ateliers in Baden-Württemberg“ will dies ändern. Es wird getragen von den Künstler*innen Wolfgang Sautermeister und Ulrike Thomann sowie vom Museum Sammlung Prinzhorn am Universitätsklinikum Heidelberg mit seinem Leiter Dr. Thomas Röseke (Kunsthistoriker). Die Gruppe hat, zusammen mit der Studentin Laura Zettl, mehr als 50 offene Ateliers in Baden-Württemberg ausfindig gemacht und stellt jetzt fast alle auf einer interaktiven Karte vor, öffentlich zugänglich auf der neuen Website.
Zitat Thomas Röske: „Tief beeindruckt hat mich die Zahl solcher Offener Ateliers allein in Baden-Württemberg. Ich hatte nicht damit gerechnet, wie viel Prozent dieses Eisbergs unter der Wasseroberfläche, also unterhalb der öffentlichen Wahrnehmung liegt.“ Neben einer stärkeren Sichtbarkeit war es den Projektleitern ein Anliegen, mehr über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Ateliers zu erfahren. Deshalb entwickelten sie einen Fragebogen und werteten die Antworten von 27 Atelierleiter*innen u.a. zu Entstehung, Teilnehmer*innen, Organisation, Selbstverständnis und Verkauf aus. Das Ergebnis ist ebenfalls auf der Website dokumentiert. Laura Zettl: „Immer wieder wurde in den Fragebögen berichtet, wie wenig sich die Ateliers gesehen fühlen. Die Kontaktaufnahmen und Besuche vor Ort waren wie ein Auftakt für die Möglichkeit des Austauschs, der Sichtbarmachung der Ateliers und der Kunst von Menschen mit Behinderungen/psychischen Erkrankungen/Psychiatrieerfahrung“. Auf der Webseite ist daher auch eine Pinnwand eingerichtet, auf der die Ateliers Informationen zu Veranstaltungen veröffentlichen können. Ulrike Thomann:“ Ohne die Arbeit der Offenen Ateliers wäre die Welt der Kunst zweifellos ärmer“. Das Projekt wurde vom Zentrum für Kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg sowie von der Hans-Ruland-Stiftung gefördert. „Ich würde mir solch eine Recherche unbedingt auch für die anderen Bundesländer wünschen“, so Wolfgang Sautermeister.
PODIUMSDISKUSSION AM 28. JUNI IN NÜRTINGEN
Als weiterer Schritt der Vernetzung stellt sich das Projekt im Juni in Nürtingen vor, bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Festes für Outsider Art mit dem Titel „Coming In!“, das vom 14.6. bis zum 14.7.2024 Institutionen der ganzen Stadt bespielt. Dann ist Tobias Wall im Gespräch mit Johannes Kreye, Thomas Röske, Wolfgang Sautermeister, Ulrike Thomann und Laura Zettl, am 28. Juni, 17 Uhr in der Kreuzkirche Nürtingen. Anmeldung unter kultur.stadt@nuertingen.de (mehr unter www.coming-in-kunst.de).
Nachrichtenportal art-transmitter.de berichtete bereits zum Nürtinger Outsider Art-Fest, wie wir auch schon lange über Termine, Präsenzen und Präsentationen nationaler und internationaler Studios, Werkstätten und Ateliers mit Künstler*innen mit psychosozialen Erschwernissen informieren – vor allem nach Besuchen und Kontaktaufnahmen wie z.B. in Saffig, Münster, Lüttich, Paris, Berlin, Merzig, Lahr oder in den Niederlanden. Im Anliegen, diese besonderen Kunststätten und ihre Kunstschaffenden bekannt/er zu machen. Dies geschieht oft in Zusammenarbeit mit Kreativprojekten der bundedeutschen originären Selbsthilfeszene für seelische Gesundheit, so etwa mit Selbsthilfe SeelenLaute Saar oder der rheinland-pfälzischen Selbsthilfe SeelenWorte.
www.offeneateliersinbw.deZitat Thomas Röske: „Tief beeindruckt hat mich die Zahl solcher Offener Ateliers allein in Baden-Württemberg. Ich hatte nicht damit gerechnet, wie viel Prozent dieses Eisbergs unter der Wasseroberfläche, also unterhalb der öffentlichen Wahrnehmung liegt.“ Neben einer stärkeren Sichtbarkeit war es den Projektleitern ein Anliegen, mehr über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Ateliers zu erfahren. Deshalb entwickelten sie einen Fragebogen und werteten die Antworten von 27 Atelierleiter*innen u.a. zu Entstehung, Teilnehmer*innen, Organisation, Selbstverständnis und Verkauf aus. Das Ergebnis ist ebenfalls auf der Website dokumentiert. Laura Zettl: „Immer wieder wurde in den Fragebögen berichtet, wie wenig sich die Ateliers gesehen fühlen. Die Kontaktaufnahmen und Besuche vor Ort waren wie ein Auftakt für die Möglichkeit des Austauschs, der Sichtbarmachung der Ateliers und der Kunst von Menschen mit Behinderungen/psychischen Erkrankungen/Psychiatrieerfahrung“. Auf der Webseite ist daher auch eine Pinnwand eingerichtet, auf der die Ateliers Informationen zu Veranstaltungen veröffentlichen können. Ulrike Thomann:“ Ohne die Arbeit der Offenen Ateliers wäre die Welt der Kunst zweifellos ärmer“. Das Projekt wurde vom Zentrum für Kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg sowie von der Hans-Ruland-Stiftung gefördert. „Ich würde mir solch eine Recherche unbedingt auch für die anderen Bundesländer wünschen“, so Wolfgang Sautermeister.
PODIUMSDISKUSSION AM 28. JUNI IN NÜRTINGEN
Als weiterer Schritt der Vernetzung stellt sich das Projekt im Juni in Nürtingen vor, bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Festes für Outsider Art mit dem Titel „Coming In!“, das vom 14.6. bis zum 14.7.2024 Institutionen der ganzen Stadt bespielt. Dann ist Tobias Wall im Gespräch mit Johannes Kreye, Thomas Röske, Wolfgang Sautermeister, Ulrike Thomann und Laura Zettl, am 28. Juni, 17 Uhr in der Kreuzkirche Nürtingen. Anmeldung unter kultur.stadt@nuertingen.de (mehr unter www.coming-in-kunst.de).
Nachrichtenportal art-transmitter.de berichtete bereits zum Nürtinger Outsider Art-Fest, wie wir auch schon lange über Termine, Präsenzen und Präsentationen nationaler und internationaler Studios, Werkstätten und Ateliers mit Künstler*innen mit psychosozialen Erschwernissen informieren – vor allem nach Besuchen und Kontaktaufnahmen wie z.B. in Saffig, Münster, Lüttich, Paris, Berlin, Merzig, Lahr oder in den Niederlanden. Im Anliegen, diese besonderen Kunststätten und ihre Kunstschaffenden bekannt/er zu machen. Dies geschieht oft in Zusammenarbeit mit Kreativprojekten der bundedeutschen originären Selbsthilfeszene für seelische Gesundheit, so etwa mit Selbsthilfe SeelenLaute Saar oder der rheinland-pfälzischen Selbsthilfe SeelenWorte.
28.05.2024
COMING IN! Das Fest für Outsider Art in Nürtingen
Vom 14. Juni - 14. Juli an zehn Veranstaltungsorten Ein Fest für Outsider Art findet im süddeutschen Nürtingen (bei Stuttgart) vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 statt. Unter dem Titel „coming in!“ präsentieren Kulturvereine und Kunststellen der Stadt in Ausstellungen, Performances und Vorträgen die regionale so genannte Outsider Art und wollen diese für die Bevölkerung erlebbar machen. Das Eröffnungswochenende ist vom 14. - 16. Juni. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wird am 28. Juni (17.00 Uhr) auch das Projekt „Vernetzung Offener Ateliers in Baden-Württemberg“ vorgestellt.
Fest-Veranstaltungsorte sind: STADTHALLE K3N und KREUZKIRCHE, HFWU Hochschulstudiengänge Künstlerische Therapien HKT, SAMMLUNG DOMNICK, FKN FREIE KUNSTAKADEMIE NÜRTINGEN, KUNSTVEREIN NÜRTINGEN e.V., SCHAURAUM Provisorium e.V., FORUM TÜRK, FRITZ UND HILDEGARD RUOFF STIFTUNG, KULTURCAFÉ SPRECHZIMMER und die ALTE SEEGRASSPINNEREI. Mehr im Flyer und auf der angegebenen Website
- Flyer: Veranstalter Presseinfo -
www.coming-in-kunst.de/Fest-Veranstaltungsorte sind: STADTHALLE K3N und KREUZKIRCHE, HFWU Hochschulstudiengänge Künstlerische Therapien HKT, SAMMLUNG DOMNICK, FKN FREIE KUNSTAKADEMIE NÜRTINGEN, KUNSTVEREIN NÜRTINGEN e.V., SCHAURAUM Provisorium e.V., FORUM TÜRK, FRITZ UND HILDEGARD RUOFF STIFTUNG, KULTURCAFÉ SPRECHZIMMER und die ALTE SEEGRASSPINNEREI. Mehr im Flyer und auf der angegebenen Website
- Flyer: Veranstalter Presseinfo -
21.05.2024
MODESTIES – Werke von André Wostijn zur Spurensuche
Neue monografische Ausstellung im Trinkhall Museum LiégeGleich zwei neue beseelte Ausstellungen bietet das wallonische Outsider Art-Zentrum seit dem Frühjahr an: Zunächst die Themenausstellung „À l´œuvre“ mit dreißig Positionen im Obergeschoß. Hier wird Fragen wie „Existiert ein Kunstwerk? Von welcher Existenz ist es beseelt? Wo beginnt ein Kunstwerk?“ ( .. endet es, verliert es sich) nachgegangen. Überwiegend sieht man Schöpfungen von Werkstattschaffenden mit mentalen und psychosozialen Einschränkungen aus Belgien, aber auch vom autistischen US-Künstler Dan Miller (Creative Growth Art Center, Kalifornien) oder von Luciano Trebini und Paola Sensi vom italienischen Atelier La Manica Lunga. Zu diesen gesellen sich korrespondierende Partnerwerke wie etwa „Der Tod des Zirkus“ von Louis Pons aus Frankreich.
Zuvor aber erwarten den Besucher im Erdgeschoss die „Modesties d´André Wostijn“. Dank einer Schenkung ging fast der komplette Nachlass des jüngst verstorbenen belgischen Künstlers mit über 300 Arbeiten im Oktober 2023 dauerhaft ans Trinkhall Museum nach Lüttich. Hier hat er einen prominenten Platz in der Sammlung eines internationalen Museums. Schon in diesem Frühjahr konnte daraus eine erste monografische Ausstellung erstellt werden. Auf diese fokussiert sich der Verfasser dieses Beitrags nach seiner jüngsten Visite im spannenden Museum im Avroy Park.
ATELIER DE ZANDBERG ALS HEIMAT
Mehr als zwanzig Arbeiten von André Wostijn (1966 - 2022), der (s)eine Heimat im flämischen Atelier De Zandberg (Harelbeke) hatte, beeindrucken. Das Werkstatthaus in Westflandern stellt Kunstschaffenden mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen Räume, Materialien, Präsentationsoptionen und Assistenzen bereit, ohne inhaltlich oder therapeutisch auf ihre Kreativitätsprozesse Einfluss nehmen zu wollen. Zandberg wurde 1992 in einer alten Jungenschule gestartet, deren Klassenzimmer heute als Ateliers dienen. Man betreibt auch eine Artothek, ein artist in residence-Programm und eine Internetgalerie. Die Website verrät mehr zum Künstler: „André Wostijn entwickelte aus seinen Erfahrungen im Atelier und der Zusammenarbeit mit anderen Künstlern eine künstlerische Sprache, die die Lücke zwischen geschriebener Sprache und grafischer Zeichnung schließt. Er schrieb und zeichnete und entwickelte sich zu einem begabten Grafiker mit seinem eigenen Stil. Seine Arbeit ist spontan, spielerisch, positiv, ermutigend. André kreiert .. verbale und schriftliche Poesie, angewandte Kunst .. Grafik, Collage, Zeichnung und Malerei. Manchmal schuf er multimediale Hybride aus all dem. André Wostijn hat sich nach und nach einen Namen als Künstler gemacht, sowohl in sozialkünstlerischen Kreisen als auch darüber hinaus.“
KUNST UND POESIE IM JA-DUO
Seine Stationen verzeichnen Gruppen- und Einzelausstellungen in ganz Belgien, in den Niederlanden, Frankreich oder Serbien. Sei es in öffentlichen Kunsthäusern, Museen, Galerien, Bibliotheken, Kirchen, Banken, auf Kulturfestivals oder bei Privatadressen. Hervorzuheben ist seine lange Freundschaft mit dem etablierten flämischen Künstler José Vandenbroucke. Die beiden arbeiteten seelenverwandt fast zwanzig Jahre als effizientes Künstlerduo zusammen. André wählte hierfür den Namen „JA“ (für Jose & André und als Bejahungswort). Immer lauerte Dadaistisches in ihrem Output. Eine der letzten Aktivitäten war eine Gemeinschaftsausstellung mit José in der Bibliothek von Harelbeke im Jahr 2022. A.W. nahm auch auf der Biennale internationale de gravure contemporaine in Liége teil, wurde in die Collection von RTBF aufgenommen oder partizipierte beim Sociaalartistiek Festival in Gent. Ohne Affektiertheit oder Künstlichkeit zeichnet er mit seiner Kunst eine Kartografie persönlicher und menschlicher Wege und Irrwege: Die gravierten Furchen, ob leicht oder stark gesetzt, wirken wie Spuren unserer Unsicherheiten, unseres Zögerns oder unserer offenen Annäherungsversuche, all unserer Schritte am Rande unserer inneren und äußeren Wanderungen – fern wie nah – und unserer Rückkehr. So (sinngemäß) interpretiert es Carl Havelange, der Direktor des Trinkhall Museums.
AUSTAUSCH MIT SELBSTHILFE SEELENLAUTE SAAR / MERZIG
Die markante Einzelausstellung ist noch bis März 2025 zu besichtigen. Pressereferentin Muriel Thies hält für den wachsenden deutschsprachigen Besucheranteil ein aktuelles Programmblatt auf Deutsch bereit. Ein Besuch des gesamten Hauses ist lohnenswert, das überdies eine gut geführte Fachbibliothek für Interessierte vorhält. Im angegliederten sozial-genossenschaftlichen Café-Bistro kann man seinen Besuch reflektieren und ausklingen lassen. Der Autor nahm seinen Trinkhall-Besuch im Mai im Auftrag der saarländischen Selbsthilfegruppe SeelenLaute Merzig-Wadern (unterstützt aus Mitteln der GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe Saarland) als Weiterbildungsreferent im Thema Psychiatrieerfahrenen-Kunst wahr – für grenzüberschreitenden Informationsaustausch und Vernetzung. Dabei wurden der Museumleitung und der Bibliothek des Zentrums die jüngste Ausgabe der Selbsthilfe-Zeitung SEELENLAUTE mit mehreren Exemplaren zur Verfügung gestellt. In der Durchführung und Öffentlichkeitsarbeit der kleinen Seminarreise nach Belgien assistierte die Medienstelle des europäischen Kunstprojekts Art-Transmitter.de.
Trinkhall Museum, Parc d’Avroy, B-4000 Liège. Führungen nach Anmeldung. Zu Öffnungszeiten und Eintritt siehe www.trinkhall.museum. E-Mail: info@trinkhall.museum, Telefon +32 4 222 32 95
- Art-Transmitter-Sonderbeitrag von Gangolf Peitz (© Text + Foto, Mai 2024) -
www.trinkhall.museumZuvor aber erwarten den Besucher im Erdgeschoss die „Modesties d´André Wostijn“. Dank einer Schenkung ging fast der komplette Nachlass des jüngst verstorbenen belgischen Künstlers mit über 300 Arbeiten im Oktober 2023 dauerhaft ans Trinkhall Museum nach Lüttich. Hier hat er einen prominenten Platz in der Sammlung eines internationalen Museums. Schon in diesem Frühjahr konnte daraus eine erste monografische Ausstellung erstellt werden. Auf diese fokussiert sich der Verfasser dieses Beitrags nach seiner jüngsten Visite im spannenden Museum im Avroy Park.
ATELIER DE ZANDBERG ALS HEIMAT
Mehr als zwanzig Arbeiten von André Wostijn (1966 - 2022), der (s)eine Heimat im flämischen Atelier De Zandberg (Harelbeke) hatte, beeindrucken. Das Werkstatthaus in Westflandern stellt Kunstschaffenden mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen Räume, Materialien, Präsentationsoptionen und Assistenzen bereit, ohne inhaltlich oder therapeutisch auf ihre Kreativitätsprozesse Einfluss nehmen zu wollen. Zandberg wurde 1992 in einer alten Jungenschule gestartet, deren Klassenzimmer heute als Ateliers dienen. Man betreibt auch eine Artothek, ein artist in residence-Programm und eine Internetgalerie. Die Website verrät mehr zum Künstler: „André Wostijn entwickelte aus seinen Erfahrungen im Atelier und der Zusammenarbeit mit anderen Künstlern eine künstlerische Sprache, die die Lücke zwischen geschriebener Sprache und grafischer Zeichnung schließt. Er schrieb und zeichnete und entwickelte sich zu einem begabten Grafiker mit seinem eigenen Stil. Seine Arbeit ist spontan, spielerisch, positiv, ermutigend. André kreiert .. verbale und schriftliche Poesie, angewandte Kunst .. Grafik, Collage, Zeichnung und Malerei. Manchmal schuf er multimediale Hybride aus all dem. André Wostijn hat sich nach und nach einen Namen als Künstler gemacht, sowohl in sozialkünstlerischen Kreisen als auch darüber hinaus.“
KUNST UND POESIE IM JA-DUO
Seine Stationen verzeichnen Gruppen- und Einzelausstellungen in ganz Belgien, in den Niederlanden, Frankreich oder Serbien. Sei es in öffentlichen Kunsthäusern, Museen, Galerien, Bibliotheken, Kirchen, Banken, auf Kulturfestivals oder bei Privatadressen. Hervorzuheben ist seine lange Freundschaft mit dem etablierten flämischen Künstler José Vandenbroucke. Die beiden arbeiteten seelenverwandt fast zwanzig Jahre als effizientes Künstlerduo zusammen. André wählte hierfür den Namen „JA“ (für Jose & André und als Bejahungswort). Immer lauerte Dadaistisches in ihrem Output. Eine der letzten Aktivitäten war eine Gemeinschaftsausstellung mit José in der Bibliothek von Harelbeke im Jahr 2022. A.W. nahm auch auf der Biennale internationale de gravure contemporaine in Liége teil, wurde in die Collection von RTBF aufgenommen oder partizipierte beim Sociaalartistiek Festival in Gent. Ohne Affektiertheit oder Künstlichkeit zeichnet er mit seiner Kunst eine Kartografie persönlicher und menschlicher Wege und Irrwege: Die gravierten Furchen, ob leicht oder stark gesetzt, wirken wie Spuren unserer Unsicherheiten, unseres Zögerns oder unserer offenen Annäherungsversuche, all unserer Schritte am Rande unserer inneren und äußeren Wanderungen – fern wie nah – und unserer Rückkehr. So (sinngemäß) interpretiert es Carl Havelange, der Direktor des Trinkhall Museums.
AUSTAUSCH MIT SELBSTHILFE SEELENLAUTE SAAR / MERZIG
Die markante Einzelausstellung ist noch bis März 2025 zu besichtigen. Pressereferentin Muriel Thies hält für den wachsenden deutschsprachigen Besucheranteil ein aktuelles Programmblatt auf Deutsch bereit. Ein Besuch des gesamten Hauses ist lohnenswert, das überdies eine gut geführte Fachbibliothek für Interessierte vorhält. Im angegliederten sozial-genossenschaftlichen Café-Bistro kann man seinen Besuch reflektieren und ausklingen lassen. Der Autor nahm seinen Trinkhall-Besuch im Mai im Auftrag der saarländischen Selbsthilfegruppe SeelenLaute Merzig-Wadern (unterstützt aus Mitteln der GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe Saarland) als Weiterbildungsreferent im Thema Psychiatrieerfahrenen-Kunst wahr – für grenzüberschreitenden Informationsaustausch und Vernetzung. Dabei wurden der Museumleitung und der Bibliothek des Zentrums die jüngste Ausgabe der Selbsthilfe-Zeitung SEELENLAUTE mit mehreren Exemplaren zur Verfügung gestellt. In der Durchführung und Öffentlichkeitsarbeit der kleinen Seminarreise nach Belgien assistierte die Medienstelle des europäischen Kunstprojekts Art-Transmitter.de.
Trinkhall Museum, Parc d’Avroy, B-4000 Liège. Führungen nach Anmeldung. Zu Öffnungszeiten und Eintritt siehe www.trinkhall.museum. E-Mail: info@trinkhall.museum, Telefon +32 4 222 32 95
- Art-Transmitter-Sonderbeitrag von Gangolf Peitz (© Text + Foto, Mai 2024) -