Nachrichten
Wölfli in Paris – Centre Pompidou hat jetzt festen Raum mit Art Brut
07.11.2021
Wölfli in Paris – Centre Pompidou hat jetzt festen Raum mit Art Brut
Bruno Decharme schenkt Musée national d’art moderne über 900 Werke
Paris. Hoch oben im Centre Pompidou auf Level 5, wenn man dieses durch die gläsernen Röhren über die außen am Gebäude verlaufenden Besucher-Rolltreppen schließlich erreicht hat, erwarten den gespannten, und ob geballter Weltkunst staunenden Besucher heute nicht nur altbekannte Meisterwerke der etablierten modernen Kunst (wie von Picasso, Kandinsky, Mondrian oder Delaunay), sondern jetzt auch ein Raum mit Meisterwerken der Art Brut. So zieht etwa die fast drei Meter weite Zeichnung „Schloß Bremgarten“ (1915) des Schweizer Patientenkünstlers Adolf Wölfli (1864-1930) den Betrachter sofort in ihren Bann.

Der neue Raum 27 wird eingeleitet mit einem Hinweis zur Art Brut und zwei Arbeiten ihres „Entdeckers“ bzw. Theoretikers Jean Dubuffet (frz. Künstler, 1901-1985), um weiterzuführen zu einer hochkarätigen Auswahl von rund zwanzig Arbeiten internationaler Art Brut: von ebd. Wölfli, über Aloïse Corbaz (Schweiz, 1886-1964), Henry Darger (Chicago, 1892-1973), Augustin Lesage (1876-1954) bis hin zu einem wiederum fast drei Meter messenden Werk der britischen mediumistischen Künstlerin Madge Gill (1882-1961). Lesage war ein französischer Bergmann, der im Jahr 1911 in der Mine eine Stimme hörte, die ihm ankündigte: "Eines Tages wirst du Maler". Er wurde es, – als Autodidakt. Corbaz lebte von 1918 bis zu ihrem Tode in psychiatrischen Anstalten, von wo sie ein umfangreiches Werk an Zeichnungen und Texten in bunter Fettkreide auf Einschlagpapier hinterließ. Man sieht einen gelungenen Teil aus der frischen Schenkung von 921 Arbeiten von 242 Kunstschaffenden der Sammlung Decharme, die nun halbjährlich gewechselt wird. Für 2023 ist im Centre zudem eine eigene Referenzausstellung zu Outsider Art vorgesehen.

Kunstsammler, Art Brut-Experte und Filmemacher Bruno Decharme (geb. 1951 in Paris) hat im Sommer 2021 zusammen mit seiner Frau Barbara bedeutende Teile ihrer Art Brut / Outsider Art-Collection dem staatlichen Kulturhaus Centre Pompidou in Paris geschenkt. Seit den späten 1970er Jahren hat das Paar über 6.000 Arbeiten dieses Kunstsegments von über 400 Künstler*innen unterschiedlicher Herkunft aus aller Welt zusammengetragen. Alles Werke – entstanden oftmals in Psychiatrien, bis hin zu spirituellen Schöpfungen oder folk art – jenseits traditioneller Normen. Die Kollektion ist seit 1999 über die vom Besitzer gegründete Assoziation abcd öffentlich zugänglich, für Forschungs-, Studien- und Publikationsprojekte sowie Ausstellungen in ganz Frankreich bzw. international.

Pompidou-Direktor Bernard Blistène sprach bei der Eröffnung der neuen Art-Brut-Abteilung im Juni 2021 von einer Bereicherung „in einer unerwarteten Dimension“. Die erhaltenen Werke der Außenseiterkunst stünden nun besonders in Resonanz zu den bereits im Haus vorhandenen Präsentationen der Kunst von Jean Dubuffet und der aufgebauten Werkstatt von André Breton. Für Decharme ging es nicht nur darum, beste Stücke seiner Sammlung in guten Händen einer großen öffentlichen Kulturadresse in Paris zu wissen, sondern auch darum, Outsider Art noch besser in den normalen Kunstbetrieb einzufügen. Die Decharmes sammeln zwar in der Tradition Dubuffets – nach dessen Definition von 1949 eine unbeeinflusste („rohe“) Außenseiterkunst der (etablierten) kulturbedingten Kunst als einzig wahr und unabhängig von Zeit, Mode oder Schulen überlegen ist –, erlauben sich aber einen offeneren Denkansatz in Richtung eines Dialogs zwischen diesen Kunstwerken und denen der „normalen“ Kunstwelt.

• Musée national d’art moderne (MNAM), Ebene 5, Raum 27 Art Brut. Im Centre national d’art et de culture Georges-Pompidou, Place Georges-Pompidou, F-75004 Paris. Jeden ersten Sonntag im Monat freier Eintritt. Online-Tickets bzw. -Anmeldung zur Zeit ratsam. Bestehende Pandemieschutz- und Sicherheitsregeln sind zu beachten.


- (c) Text + Foto by BKS Saar Gangolf Peitz, Bous. Externe, auch teilweise Veröffentlichung in anderen Medien ohne Erlaubnis des Verfassers unzulässig. gangolf.peitz@web.de -
www.centrepompidou.fr/fr/deutsch-praktische-informationen
FREUNDSCHAFT
01.11.2021
FREUNDSCHAFT
SeelenLaute-Kunstpreis 2021 – Fotostrecke aller Beiträge
Saarbrücken. Der bundesweite diesjährige Kunstwettbewerb von Selbsthilfe SeelenLaute Saar zum Thema „Freundschaft“ ist seit Oktober entschieden. Den Bericht zum Ergebnis lesen Sie an anderer Stelle in diesem Portal, oder auch unter der angegebenen externen Website. Jetzt ist vom Veranstalter die autorisierte Fotostrecke aller Wettbewerbsbeiträge als PDF auf art-transmitter.de veröffentlicht worden, die Sie unten per anklicken von "weitere Informationen" abrufen können. Viel Freude beim Betrachten der vielseitigen Bildwerke aus ganz Deutschland!

- Abb.: Wettbewerbsbeitrag Sabine Schäfer (Göttingen): "Freunde", Acryl auf Leinwand, 70 x 50 cm. (c) Künstlerin -

weitere Informationen (PDF)
www.selbsthilfe-saar.de/imaginaerer-freund-gewinnt-selbsthilfe-kunstpreis/
SeelenLaute-Zeitung 51 print & online
28.10.2021
SeelenLaute-Zeitung 51 print & online
Neue Ausgabe der Selbsthilfezeitung für seelische Gesundheit
Saarbrücken/Saarburg (Herausgeber-PM). Die neue SEELENLAUTE 51 (Ausgabe 5/2021), farbig illustriert, erscheint print zum 1. November und wird über-regional verteilt und verschickt. Die digitale Ausgabe ist ab 28.10.2021 im Netz für die interessierte Leserschaft downloadbar.

Aus dem Inhalt der neuen Nummer: Bundesweiter Selbsthilfe-Kunstwettbewerb 2021 ist entschieden (mit Abdruck der prämierten Bildwerke Plätze 1 bis 3, sowie Sonderpreis der SeelenLaute-Zeitungsredaktion) / PsychKHG soll UBG im Saarland ablösen / ‚Angstwellen‘ von Anna Jakob gewinnt SeelenLaute Saar-Literaturpreis (mit Gewinnerintext-Veröffentlichung) / Ruth Fricke verstorben (Nachruf) / Buchtipp: Verstörungen / Schreiben aus der Seele hilft – Nachhaltiger Workshop mit Susanne Konrad in Trier (Foto-Nachbericht) / Outdoor-Seminar „Kräuter für die Seele“ in Trier, SeelenWorte RLP besuchte Abteigarten St. Matthias und Bürgerzentrum Schammatdorf (Foto-Nachbericht) / Buchtipp: Psychose und Eigensinn / SelbsthilfeInfo regional / Impressum.

SeelenLaute –Selbsthilfezeitung für seelische Gesundheit im deutschsprachigen Raum. Kritisch, unabhängig, für alle Interessierten. Erscheint 6 x im Jahr, freundlich unterstützt von der GKV-Selbsthilfe-Gemeinschaftsförderung Saarland, vom LK Merzig-Wadern und in Rheinland-Pfalz projektbezogen von Betriebskrankenkassen. Schwerpunktthema 2021: „Selbsthilfe – Die Stimme der Betroffenen stärken!“. Die Zeitung wird von den Selbsthilfen SeelenLaute Saar und SeelenWorte RLP herausgegeben, print an Saar, Mosel, Rhein, aber auch bundesweit und im deutschsprachigen Raum Europas auf Spendenbasis verbreitet und von mehreren tausend Leser*innen eines trialogischen Publikums gelesen. Die Druckauflage beträgt (mit bedarfsweisen Nachdrucken) mind. 3.000 Ex. im Jahr. Zum Postbezug für Einrichtungen, finanzierte Selbsthilfegruppen etc. siehe Info auf Seite 4.

Die Online-Ausgabe kann als PDF autorisiert über das Nachrichtenportal art-transmitter.de kostenfrei gelesen und darüber verlinkt werden, unter http://www.art-transmitter.de/pics_kunst/SL51_okt2021.pdf weitere Informationen (PDF)
Termine

31.12.2024
JAHRESKALENDER 2024 Selbsthilfe SeelenLaute Saar & SeelenWorte RLP
Über/regionale Termine & Angebote
Workshops / Vorträge / Seminarfahrten / Infostände & Teilnahmen / Wettbewerbe / Medien etc. Aus dem weiteren Programm. Letzte Aktualisierung: 27.03.24 mehr
19.03.2024
Rives de l´Art 15./16. Juni in Saverne
Zwei Tage Kunst der Region am Yachthafen

Rives de l´Art 15./16. Juni in Saverne

"Rives de l´Art" ist eine Open-Air-Kunstausstellung, die seit 2001 Mitte Juni im Yachthafen von Saverne gegenüber dem Château des Rohan stat mehr
13.03.2024
Werke von Tschirtner und Strobl auf der Art Paris 2024
Galerie Gugging präsentiert die Autodidaktenkünstler im April
In ihrem 30. Jubiläumsjahr präsentiert die österreichische galerie gugging in ihrer ersten Teilnahme auf der Art Paris (04. bis 07. April 2024 im Gran mehr